Vom Dozenten zum Discjockey in einer Professorennacht
Was für eine Nacht… Da wir noch seeeehr müde sind, hier ein liebevoller Text des Mannheimer Morgen zum Event:
Im Backstage-Bereich der Halle 02 in Heidelberg ist die Stimmung schon kurz vor 22 Uhr von Nervosität und Anspannung geprägt. Das ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die sieben Hauptakteure des Abends später außerhalb ihrer „Komfortzone“ agieren müssen: Sieben Dozenten der Universität Heidelberg sollen ihre tanzwütigen Studenten mit eigenen DJ-Sets überzeugen, um in jeweils zwei Dreier-„Battles“ (Kämpfen) den Goldenen Notenschlüssel zu gewinnen. Dieser wird nach der Lautstärke des Beifalls nach dem Auftritt vergeben.
„Professorennacht“ nennt sich dieses 2007 in Tübingen entwickelte Konzept, in dessen Rahmen inzwischen deutschlandweit Dozenten ihre Studenten zum Tanzen bringen. „Das, was heute Abend passieren wird, wird sie bei ihren Studenten in jedem Fall beliebter machen“, beruhigt Moderator Mirko Spohn die angehenden Diskjockeys (DJs). Spohn spricht aus Erfahrung: Die Professorennacht findet zum fünften Mal in Heidelberg statt.
Restlos überzeugt scheinen einige der Kandidaten noch nicht, andere haben jedoch bereits Erfahrungen an Laptop und Plattenteller. Psychologie-Professorin Monika Sieverding hat beispielsweise bereits bei Fakultätspartys aufgelegt, Biologie-Professor Alexis Maizel war nach eigener Aussage sogar schon „zwei- bis dreimal“ in der Halle 02 aktiv. „Das ist schon eine verantwortungsvolle Aufgabe. Ein falsches Lied und die Tanzfläche ist leer“, gibt Jura-Professor Martin Borowski zu.
Nur eine Frau dabei
Derweil füllt sich der Konzertsaal, Studenten basteln erste Schilder für ihre Dozenten: „Strelau, ich will ein Kind von dir“ oder „Go DJ Boro!“ ist darauf zu lesen. Während die DJs in gespannter Ruhe auf ihren Auftritt warten und vom Berliner DJ Caniggia professionell gecoacht werden, sind ihre Fans schon Feuer und Flamme. Eine Psychologiestudentin ist zuversichtlich: „Sieverding ist die einzige Frau und Gender-Professorin. Die muss das Ding heute Abend gewinnen.“ Luca unterstützt dagegen Vorjahressieger Jens Strelau, der gleich am Anfang an den Start geht, sowie Stephan Heermann, der zum ersten Mal dabei ist: „Der Pott muss bei den Medizinern bleiben.“
Um 23.40 Uhr beginnt Strelaus Eröffnungsset mit frenetischem Applaus, AC/DCs „Thunderstruck“ und einem Mundharmonika-Intro für den Song „Timber“ von Kesha. Die Studenten auf der vollen Tanzfläche sind begeistert. Anglistik-Professor Bernd Hirsch legt danach im Kampf um den Goldenen Notenschlüssel mit einer sehr britischen Playlist (mit dabei: The Smiths und Franz Ferdinand) vor, Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Eichberger begibt sich auf eine musikalische Weltreise von Australien über den Senegal bis zum Schlusssong „Paint It Black“ der Rolling Stones.
Psychologin Sieverding wirkt auf der Bühne, als habe sie nie etwas anderes als DJane werden wollen: Backstreet Boys, Blur und Seeed bringen die tanzende Menge ins Schwitzen. Die Folge: Sieverding erhält mit 114,6 Dezibel Beifall die erste Auszeichnung des Abends. Von den großen Fakultäten lassen dann ab 1.30 Uhr Maizel, Borowski und Heermann die Plattenteller glühen, Letzterer setzt sich mit 118,7 Dezibel durch. Der „Pott“ bleibt also bei den Medizinern – bis zum nächsten Mal.